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Phonologische Bewusstheit - spielerische Übungen zur Lautidentifikation

Vorläuferfähigkeiten ab Klasse 1

Idee: Akademie für Leseförderung Niedersachsen

Als phonologische Bewusstheit bezeichnet man die Fähigkeit aus dem Lautfluss der gesprochenen Sprache, einzelne lautliche Elemente zu unterscheiden und zu identifizieren. Folglich ist die phonologische Bewusstheit eine wichtige Voraussetzung für einen erfolgreichen Schriftspracherwerb. Sie entwickelt sich schrittweise. Zunächst werden Wörter und Silben erkannt (phonologische Bewusstheit im weiteren Sinn), erst später können einzelne Laute identifiziert werden (phonologische Bewusstheit im engeren Sinn).

Zur Schulung der phonologischen Bewusstheit im weiteren Sinn eignen sich Übungen zu Reimwörtern und zur Silbengliederung. In diesem Praxistipp wird eine Sammlung unterschiedlicher Übungen zur Lautidentifikation vorgestellt.

Da der Anlaut ein dominanter Laut ist, der sich gut heraushören lässt, wird mit Übungen zur Identifikation des Anlautes begonnen. Erst später geht es um das Heraushören der Lautpositionen (Anfangs-, In- oder Endlaut). Die meisten Übungen sind eng mit dem Erlernen der zugehörigen Buchstaben verknüpft und fördern gleichzeitig eine sichere Verankerung von Laut-Buchstaben-Zuordnungen.

Vorbereitung

Für die meisten der hier aufgeführten Übungen wird eine Sammlung an Bildkarten benötigt, die zu jedem Buchstaben des Alphabets 4-5 Bildkarten enthält. Die Kartenrückseiten sollten mit dem passenden Anfangsbuchstaben zur Abbildung versehen sein, sodass sie zur Selbstkontrolle genutzt werden können. Geeignete Anlaut-Bildkarten zum kostenlosen Download findet man hier. Für einige Spiele wird außerdem ein Buchstabenwürfel mit Joker- und Diebsymbol benötigt. (Die Kopiervorlagen zum Ausdruck der Materialien können am Ende dieses Praxistipps heruntergeladen werden.)

 

Übungen zur Identifikation des Anlautes

Anlautball (Bewegungsspiel)

Benötigte Materialien: Ball

Das Spiel kann im Klassenverband oder in Kleingruppen gespielt werden. Die Spielleitung wird von der Lehrkraft übernommen. Sie nennt einen Anlaut und wirft einem Kind den Ball zu. Dieses Kind nennt einen Begriff, der mit dem genannten Anlaut beginnt und wirft den Ball zurück. Auf diese Weise können mehrere Begriffe gesammelt werden, bis die Lehrkraft einen anderen Anlaut vorgibt.

Variante: Alternativ kann der Buchstabe, zu dem ein Begriff gesucht werden soll, am Smartboard mithilfe eines Buchstabenrads ermittelt werden. Das Kind, das einen passenden Begriff gefunden hat, darf als nächstes nach vorne kommen, um das Rad zu drehen. Eigene Buchstabenräder können hier generiert werden.

Buchstaben-Würfelspaß

Benötigte Materialien: ein Buchstabenwürfel mit Joker- und Diebsymbol, Anlaut-Bildkarten, Spielplättchen oder Muggelsteine in unterschiedlichen Farben (ca. 10 Plättchen einer Farbe pro Mitspieler:in)

Das Spiel kann in Gruppen von 2-4 Spieler:innen gespielt werden. Es werden ca. 20 Anlaut-Bildkarten passend zu den Buchstaben des Würfels gewählt und in mehreren Reihen untereinander auf den Tisch gelegt (z. B. 4 Reihen mit jeweils 5 Kärtchen). Außerdem erhält jedes Kind ca. 10 Spielplättchen in seiner Farbe. Es wird reihum gewürfelt. Findet die Person, die an der Reihe ist, eine passende Bildkarte, versieht sie diese mit einem Spielchip der eigenen Farbe. Wird ein Joker gewürfelt, darf eine beliebige Karte mit einem Plättchen versehen werden. Zeigt der Würfel das Dieb-Symbol, wird das Plättchen eines anderen Kindes von einer beliebigen Bildkarte entfernt. Jede Karte darf mit nur einem Spielplättchen belegt werden. Wer kein passendes Bild findet, gibt den Würfel weiter. Das Spiel endet nach einer im Vorfeld vereinbarten Zeit (Tipp: Sanduhr nutzen), oder wenn alle Felder mit Plättchen belegt sind. Gewonnen hat der/die Spieler:in mit den meisten Plättchen auf dem Spielfeld. 

Anlautbingo-Würfelspiel

Idee und Bild: Nicole Trapp/www.fraulocke-grundschultante.de

Benötigte MaterialienAnlaut-Bingo-Spielplan (kostenlose Spielpläne findet man hier, noch mehr Spielpläne für wenig Geld gibt es hier, Würfel, Spielfiguren, Spielplättchen oder Muggelsteine in zwei unterschiedlichen Farben

Es wird zu zweit gespielt. Jedem Kind wird ein Bingo-Spielplan in der Spielfeldmitte zugeordnet. Die Spieler:innen würfeln abwechselnd und ziehen um die entsprechende Augenzahl vorwärts. Nachdem der Anlaut des Bildes, auf dem man zu stehen kommt, ermittelt ist, wird der zugehörige Buchstabe auf dem eigenen Bingo-Feld mit einem Spielplättchen der eigenen Farbe versehen. Gewonnen hat das Kind, das als erstes 4 Spielplättchen in einer Reihe/Spalte/Diagonale vorweisen kann. 

Weitere Anregungen

Das Heraushören von Anlauten kann mit einer Vielzahl von kostenlosen oder sehr kostengünstigen Kartenspielen wie z. B. Anlaut-Memory, Anlaut-Domino, Anlaut-Lotto oder sowie einfachen Würfelspielen auf motivierende Weise trainiert werden.

 

Übungen zum Heraushören der Lautposition

Das Heraushören der Lautposition fällt Kindern sehr schwer. Insbesondere für Kinder mit Migrationshintergrund ist das Heraushören von Inlauten manchmal fast unmöglich. Aus diesem Grund sollten für die nachfolgenden Übungen ausschließlich Begriffe verwendet werden, bei denen der betreffende Laut deutlich herauszuhören ist. Es sind vorzugsweise solche Übungen zu wählen, bei denen die Lehrkraft die Wörter deutlich vorspricht und den Kindern dadurch das Erhören von Lauten erleichtert.

Vorne, hinten, mittendrin (Bewegungsspiel)

Das Spiel kann im Klassenverband gespielt werden. Jedes Kind steht an seinem Platz, die Lehrkraft fungiert als Spielleitung. Mit den Kindern werden bestimmte Bewegungen für die Position eines Lautes in einem Wort vereinbart (s. Abbildung).

Nun nennt die Lehrkraft ein Wort, in dem der Laut zu hören ist. Entsprechend der Lautposition führen die Kinder die passende Bewegung aus. Lustig wird es dann, wenn der genannte Laut im Wort mehrmals vorkommt (z. B. das „a“ in Salat).

Variante: Alternativ kann die Übung auch mit „Laut-Fischen“ (eine kostenlose Kopiervorlage gibt es hier) durchgeführt werden. Jedes Kind erhält einen Fisch aus fester Pappe. Die Kinder halten den Fisch vor sich und stecken passend zur Lautposition den Finger durch das entsprechende Loch im Fischbauch. Der Vorteil gegenüber der Bewegungsvariante ist, dass die Lehrkraft auf einen Blick sehen kann, ob die Aufgabe von allen Kindern richtig gelöst wurde und die Kinder nicht so leicht voneinander abschauen können.

Digitale Übungen

Der Einsatz digitaler Übungen zur Lautidentifikation ist sinnvoll, wenn Aufgabenstellung, Begriffe und Laute in der Übung vorgelesen bzw. benannt werden, sodass die Kinder ihre phonologische Bewusstheit selbständig trainieren können. Insbesondere für die Förderung der phonologischen Bewusstheit von Kindern mit eingeschränktem Wortschatz und wenig Deutschkenntnissen sind solche Übungen sinnvoll. Die direkte Rückmeldung digitaler Aufgabenformate zur Richtigkeit der Lösung ist darüber hinaus sehr motivationsfördernd. Einige geeignete digitale Übungen zur phonologischen Bewusstheit finden Sie auf folgender Pinnwand.

Viele der hier vorgeschlagenen Spielideen lassen sich in abgewandelter Form auch als Übungen zum Reimen oder zur Silbengliederung nutzen. Ab Ende Klasse 1 können die Bildkarten zunehmend durch Wortkarten ersetzt werden.

Downloads

  • Kopiervorlage Buchstabenwürfel mit Joker- und Diebsymbol
  • Praxistipp: Phonologische Bewusstheit - spielerische Übungen zur Lautidentifikation