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Lesebänder

Als Antwort auf die alarmierenden Ergebnisse der IGLU-Studie im Bereich der Lesekompetenz werden an vielen Schulen Lesebänder oder verbindliche Lesezeiten eingeführt. Eine absolut sinnvolle Maßnahme, die jedoch für Lehrkräfte die Frage aufwirft, wie sie diese kurze tägliche Zeitspanne für eine systematische und effektive Förderung optimal nutzen können. Auf dieser Seite erhalten Sie Informationen und praxisnahe Tipps zur Einrichtung von Lesebändern. Außerdem stellen wir Ihnen konkrete Methoden und empfehlenswerte Materialien zur kontinuierlichen Leseförderung vor.

Informationen zur Einrichtung von Lesebändern

Ein Leseband ist eine fest im Stundenplan verankerte Lesezeit zur Förderung der Lesekompetenz. Vier bis fünf Mal in der Woche lesen alle Schüler:innen einer Schule oder mehrerer Jahrgänge 15-20 Minuten nach vereinbarten Methoden.
Die Zusammensetzung der Leseband-Gruppen bietet Gestaltungsspielraum: klassenintern, klassen- oder jahrgangsübergreifend. Dies ermöglicht eine gezielte und differenzierte Förderung von Schüler:innen mit unterschiedlichen Förderschwerpunkten.

Umfassende Informationen und praktische Hinweise zur Einrichtung von Lesebändern finden Sie auf der Webseite der Fachoffensive Deutsch NRW

Eine übersichtliche Zusammenstellung an Infos und Materialien bietet die digitalePinnwand „Leseband“ der Universität Hannover.

Ein erfolgreiches Praxisbeispiel ist das von BiSS etablierte und von Professor Dr. Steffen Gailberger begleitete „Hamburger Leseband“. Parallel zur Umsetzung ist eine informative und sehr praxisnahe Filmreihe aus mehreren Einzelvideos entstanden, die gut als Anregung für die eigene Umsetzung im Unterricht genutzt werden kann.

Leseband - geeignete Fördermethoden

Um die kurze Zeitspanne des Lesebandes systematisch für eine zielgerichtete Förderung zu nutzen, bietet sich der Einsatz unterschiedlicher Lautleseverfahren an, die die Leseflüssigkeit nachweislich verbessern. In Anlehnung an das Hamburger Leseband eignen sich Lautlese-Methoden. Die Reihenfolge ist so gewählt, dass die vorgestellten Methoden sich in ihrem Anspruch langsam steigern. Im letzten Teil des Newsletters werden konkrete Materialien vorgestellt, die zur Umsetzung der einzelnen Methoden genutzt werden können.

Tandemlesen

Beim Lesetandem wird ein leseschwächeres Kind (Lesesportler:in) von einem lesestärkeren Kind (Trainer:in) begleitet. Das Training im Tandem folgt einem festen Ablauf, bei dem der Text teils gemeinsam, teils alleine halblaut gelesen wird.
Praxistipp

Lesen mit dem Ich-Du-Wir-Würfel

Das Lesen mit dem Ich-Du-Wir-Würfel ist eine spielerische Methode zur Förderung der Leseflüssigkeit, die sich zur Erarbeitung von Texten in allen Fächern eignet. Benötigt wird ein Text von ca. 200 Wörtern, der in Abschnitte unterteilt ist. Das wiederholte, halblaute Lesen erfolgt in Gruppen von 3-5 Personen, wobei sowohl allein als auch chorisch gelesen wird.
Praxistipp

Lesetheater

Beim Lesetheater wird die Leseflüssigkeit durch das betonte Vorlesen eines Textes mit verteilten Rollen trainiert. Eine Besonderheit ist, dass jede Rolle von einer Gruppe von 3-6 Kindern gemeinsam durch das wiederholte Lesen im Chor eingeübt wird. Abschließend soll der Lesetext gemeinsam im Klassenverband präsentiert werden.
Praxistipp

Lesen durch Hören

Beim Lesen durch Hören wird die Leseflüssigkeit durch das halblaute Mitlesen von Texten zu Hörtexten trainiert. Dabei wird ein Text simultan zum Hörtext, der als Lesevorbild fungiert, halblaut mitgelesen. Da kein Lesepartner benötigt wird, eignet sich diese Methode gut für das Lautlesetraining zu Hause und kann auch im DaZ- Bereich eingesetzt werden.
Praxistipp

Lautleseprotokolle als Grundlage zur Wahl der geeigneten Fördermethode

Zur Wahl der passenden Fördermethode für die eigene Lerngruppe ist es im Vorfeld unabdingbar, mittels eines geeigneten Diagnoseverfahrens wie z.B. den Lautleseprotokollen die Leseflüssigkeit der einzelnen Kinder zu diagnostizieren. So können in Abhängigkeit von der ermittelten Lesegeschwindigkeit (klassenübergreifende) Differenzierungsgruppen gebildet werden, in denen die Kinder ihre Leseflüssigkeit individuell trainieren. Dabei können in den jeweiligen Gruppen unterschiedliche Lautlese-Methoden zum Einsatz kommen.
Praxistipp

Sichtwortschatztraining zur Förderung der Worterkennung

Zur Steigerung der Leseflüssigkeit eignen sich außerdem Methoden des Sichtwortschatztrainings. Sie schulen das Erkennen von Wörtern auf einen Blick und verbessern dadurch die Leseflüssigkeit. Eine Sammlung aller ALF-Praxistipps zum Sichtwortschatztraining ist hier (unter S) zu finden.
Zwei besonders empfehlenswerte, spielerische Methoden, bei denen die Materialien komplett fertig heruntergeladen und ausgedruckt werden können, sind:

Das Würfelspiel „Würfeln und Lesen“

Dieser Praxistipp bietet eine spielerische Methode, um die Lesemotivation und den Wortschatz von Grundschüler:innen ab der 1. Klasse zu fördern.
Praxistipp

Das Kartenspiel „Socken zocken“

Das Spiel „Socken zocken“ bietet eine unterhaltsame Möglichkeit, um die Leseflüssigkeit und die richtige Zuordnung von Artikeln zu Nomen für Schüler:innen ab der 2. Klasse zu trainieren.
Praxistipp

Leseband - geeignete Fördermaterialien

Material zum Tandemlesen

Zur kostenlosen Nutzung stehen die Lesesportler-Materialien der Uni Münster zur Verfügung. Die Förderung untergliedert sich in Übungen zur Lesegenauigkeit, zur Leseflüssigkeit und zum Leseverstehen. Zu jedem Übungsschwerpunkt gibt es Materialien in sechs Schwierigkeitsstufen, die in einem Faltheft mit je zehn Übungssequenzen zusammengestellt sind. Die Übungen sind für die Grundschule konzipiert und werden überwiegend in Lautlesetandems durchgeführt. Alle Materialien des Lese-Sportlers sowie kindgerechte Erklärfilme zur Einführung der Tandem-Methode im Unterricht finden Sie hier.

Materialpakete zum Tandemlesen stehen außerdem auf der Website des Landesinstituts für Schule und Medien (LISUM) Berlin-Brandenburg hier zum kostenlosen Download zur Verfügung. Die Materialpakete A-D mit ansteigendem Schwierigkeitsgrad, was die Textlänge und -schwierigkeit betrifft, sind für die Klassen 1-6 geeignet.

In drei Heften mit dem Titel „In Lautlesetandems die Leseflüssigkeit trainieren“ (Auer Verlag), die auf Schüler:innen unterschiedlicher Klassenstufen (Klasse 2, Klasse 3-4, Klasse 5-6) ausgerichtet sind, werden Praxistipps zum Tandemlesen sowie je 40-50 Lesetexte in unterschiedlichen Niveaustufen zur Verfügung gestellt.
Aufbauend auf einem kurzen Theorieteil, der den Zusammenhang zwischen Leseflüssigkeit und sinnentnehmenden Lesen verdeutlicht, wird die Methode des Tandemlesens vorgestellt. Für die Umsetzung im Unterricht enthält jedes Heft Kopiervorlagen für einen Lesetest in zweifacher Ausführung, Ranglisten zur Einteilung der Tandems sowie Bildkarten zur Einführung der Methode. Die sich anschließenden Lesetexte auf unterschiedlichen Niveaustufen sind auf die jeweilige Altersgruppe abgestimmt und decken inhaltlich verschiedenste Themen ab.
Jedes der drei Hefte ist ein praxistaugliches Komplettpaket für Lehrkräfte, die (verbindliche) Lesezeiten für eine systematische Förderung nutzen wollen. Sehr fundiert und eine große Erleichterung für die tägliche Unterrichtsvorbereitung.

Material zum Ich-Du-Wir-Würfel

Unter der Prämisse „Jetzt ist Lesezeit – Zeit für die Leseförderung“ legt der Buchverlag Kempten für die Klassen 2 bis 4 je ein Heft mit Texten zum Würfellesen vor. Im Einführungskapitel des Heftes werden Ablauf und Einsatz der Methode genau beschrieben. Zusätzlich gibt es eine Bastelvorlage, mit der der für das Training benötigte „Ich-Du-Wir-Würfel“ hergestellt werden kann. Auch eine Vorlage für einen Lesepfeil gibt es, den die Kinder nutzen können, um beim Lesen nicht in der Zeile zu verrutschen. Im Anschluss folgt eine Sammlung von ca. 20 Texten. Die Texte sind in einzelne Abschnitte unterteilt und unterschiedlichen Oberthemen zugeordnet, die an die Lebenswelt der Kinder anknüpfen bzw. die Leseinteressen der Altersgruppe aufgreifen. Hinter jedem Text ist die Anzahl der Wörter vermerkt, so dass die Lehrkraft die Texte entsprechend der Lesefähigkeiten der jeweiligen Schülergruppe wählen kann und ein Angebot differenzierter Lesetexte ohne großen Aufwand zu realisieren ist. Die Hefte sind wahlweise als Print oder in der kostengünstigeren Downloadversion erhältlich. Über die Vorschau können zwei Texte jedes Heftes kostenlos genutzt werden, um die Methode zu erproben.

Material zum Lesetheater

Die Dialoggeschichten des Hase und Igel Verlags lassen sich gut für die Methode des Lesetheaters nutzen. Sie sind zu unterschiedlichen Themen erhältlich. Die Auswahl reicht von „Dialoggeschichten für Detektive“ über „Dialoggeschichten für den Advent“ bis hin zu märchenhaften Dialoggeschichten oder solchen zum Schmunzeln. Die Geschichten sind auf hochwertigen, stabilen Textkarten abgedruckt und werden in einer Mappe geliefert. Jede Mappe enthält ca. 15 Geschichten mit einer unterschiedlichen Anzahl an Rollen. Die Textkarten sind der Anzahl der Rolle entsprechend in mehrfacher Ausfertigung vorhanden, sodass nicht mühsam kopiert werden muss. Auf jeder Karte ist die eigene Rolle in roter Schrift hervorgehoben, damit beim Lesen mit verteilten Rollen niemand seinen Einsatz verpasst. Abgestimmt auf die unterschiedlichen Lesekompetenzen von Grundschülern gibt es die Dialoggeschichten in zwei Ausgaben: einer für kleine Detektive der Klassenstufen 1-2 und einer für fortgeschrittene Leserinnen und Leser der Klassenstufen 3-4. Beide Ausgaben sind wahlweise auch in Silbenschrift erhältlich.

Weitere Hefte mit Dialogtexten für Grundschüler:innen, die sich für das Lesetheater nutzen lassen, sind folgende:

Material zum Lesen durch Hören

Kostenlose Sachhörtexte zur Nutzung für Mitleseverfahren gibt es bei Filby. Insgesamt stehen 70 Sachtexte zu Themenbereichen wie „Demokratie und Gesellschaft“, „Körper und Gesundheit“, „Technik und Kultur“ uvm. zur Verfügung. Zu jedem Text gibt es Audiodateien in drei Geschwindigkeitsstufen, die z.B. per QR-Code mit Schüler:innen geteilt werden können.

Um zu selbstgewählten, in Schriftform vorliegenden Texten automatisch (mehrsprachige) Hörtexte zu generieren, können die kostenlosen Tools QRStorage der Website kits.blog oder Thinglink genutzt werden. Eine genaue Anleitung zum Generieren solcher Texte sowie Vorschläge zu weiteren Nutzungsmöglichkeiten im Unterricht finden Sie in unserem Praxistipp.

Ein systematisches Lautlesetraining kann auch mit Hilfe der eKidz-Apperfolgen, die niedersächsischen Grundschulen aktuell kostenlos zur Verfügung gestellt wird. Ein Vorteil der App ist, dass Schüler:innen sowohl in der Schule als auch zu Hause selbständig und in enger Passung an ihren jeweiligen Entwicklungsstand damit trainieren können. Hierzu stehen über 100 Lesetexte in 13 Schwierigkeitsstufen zur Verfügung. Es besteht die Möglichkeit, sich Texte vorlesen zu lassen und den eigenen Lesevortrag aufzunehmen. Durch eine integrierte Diagnose erhalten Lehrkräfte außerdem detaillierte Informationen zu Lesegeschwindigkeit, Lesegenauigkeit, Intonation und Leseverständnis jedes einzelnen Kindes.

Das Heft „Mit Hörgeschichten die Leseflüssigkeit trainieren" des Auer Verlags enthält neben kurzen methodisch-didaktischen Hinweisen zur Methode 30 abwechslungsreiche Texte für die Klassen 2 und 3. Zu jedem Text gibt es Audio-Dateien in drei Vorlesegeschwindigkeiten, auf die bequem über QR-Codes auf der jeweiligen Seite zurückgegriffen werden kann.

Literaturtipps

Material zum Tandemlesen:
Andreas Barnieske: In Lautlesetandems die Leseflüssigkeit trainieren: 50 Lesetexte auf drei Niveaustufen für Klasse 2. Augsburg: Auer, 2023. (80 Seiten)
Andreas Barnieske: In Lautlesetandems die Leseflüssigkeit trainieren: 40 Lesetexte auf zwei Niveaustufen für Klasse 3/4. Augsburg: Auer, 2022. (72 Seiten)
Andreas Barnieske: Noch mehr Lesetexte für Lautlesetandems 3-4: 45 neue Texte auf 2 Niveaustufen für das Leseflüssigkeitstraining - Ergänzungsband. Augsburg: Auer, 2024. (48 Seiten)
Andreas Barnieske / Stefan Schäfer: In Lautlesetandems die Leseflüssigkeit trainieren: 50 Lesetexte auf zwei Niveaustufen für Klasse 5/6. Augsburg: Auer, 2024. (72 Seiten)

Material zum Ich-Du-Wir-Würfel:
Maria Schmelz: Würfellesen – Leseförderung mit vorbereiteten Texten. Kempen: Buchverlag Kempen, 2024.

Material zum Lesetheater:
Barbara Peters: Dialoggeschichten für Detektive. Vorlesen mit verteilten Rollen in der 1. und 2. Klasse. München: Hase und Igel Verlag, 2019.
Gerd Engel: Märchenhafte Dialoggeschichten. Vorlesespaß mit verteilten Rollen in der 3. und 4. Klasse. München: Hase und Igel Verlag, 2022.
Katja Reider: Dialoggeschichten zum Lachen und Schmunzeln / Silbenhilfe. Vorlesen mit verteilten Rollen in der 1. und 2. Klasse. München: Hase und Igel Verlag, 2020.
Birgit Brandstaetter: Dialoge - Texte zur Leseförderung. Kempen: Buchverlag Kempen, 2023.
Barbara Rath: Vorlesetheater. Zur Verbesserung der Leseflüssigkeit. Kempen: Buchverlag Kempen, 2023.

Material zum Lesen durch Hören:
Sandra Blomann/Julia Schlimok/Anke Zöh: Mit Hörgeschichten die Leseflüssigkeit trainieren. Langsam, mittel, schnell: So kann jedes Kind in seinem Tempo mitlesen! Klasse 2/3. Augsburg: Auer, 2023. (64 Seiten)