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Leseförderung in der Sek. I

Nach dem Übertritt in die weiterführende Schule werden die in der Grundschule erworbenen Lesekompetenzen weiter ausgebaut, trainiert und gefestigt. Das Hauptaugenmerk liegt auf dem Lesestrategietraining. Einige Schüler:innen brauchen aber weiterhin Unterstützung und Förderung im Bereich der basalen Lesefertigkeiten.

Förderung der Leseflüssigkeit

Die Leseflüssigkeit gehört zu den basalen Lesefertigkeiten. Sie umfasst das genaue, automatisierte und betonte Lesen in angemessener Geschwindigkeit. Nur wer Texte flüssig lesen kann, hat genug kognitive Kapazitäten im Arbeitsgedächtnis frei, um den Inhalt zu erfassen. Die Ausbildung der Leseflüssigkeit ist nach der Grundschule nicht abgeschlossen. Laut der IGLU-Studie 2021 ist bei etwa 25% aller Viertklässler:innen die Leseflüssigkeit so schwach ausgebildet, dass perspektivisch eine erfolgreiche Mitarbeit in der Sekundarstufe I nicht zu erwarten ist. Schwache Leser:innen sind an allen weiterführenden Schulen zu finden.

In der Sekundarstufe I bieten sich Lautleseverfahren zur Förderung der Leseflüssigkeit an. Mit sehr schwachen Leser:innen können aber auch in Klassenstufe 5 noch Sichtwortschatzübungen durchgeführt werden, um das automatisierte Erkennen häufig vorkommender Wörter gezielt zu trainieren.

Diagnose der Lesefähigkeit

Die Lesefähigkeit sollte mehrmals im Schuljahr systematisch diagnostiziert werden, um Förderbedarfe festzustellen und die Wirksamkeit von Maßnahmen zu überprüfen. Ferner birgt der Lernzuwachs für die geförderten Schüler:innen ein hohes Motivationspotential, denn effektive Maßnahmen wie Lautleseverfahren zeigen schnell Erfolge, wenn sie zwei bis drei Mal pro Woche durchgeführt werden.
Folgende diagnostische Instrumente bieten sich für eine individuelle Lernstandsanalyse an:

Lesestrategien

Lesestrategien werden von Leser:innen angewendet um das Leseverstehen zu unterstützen. Kompetente Leser:innen wenden Lesestrategien automatisiert, zielorientiert, flexibel und zum Text passend an. Lesestrategien müssen explizit vermittelt, eingeübt und ihre Anwendung aktiv reflektiert werden. Nur dann lernen Schüler:innen, diese Lesetechniken strategisch einzusetzen, um sich Texte zu erarbeiten. Die Vermittlung von Lesestrategien geschieht idealerweise in drei Schritten, in denen die Lehrkraft immer weiter in den Hintergrund tritt und die Verantwortung an die Schüler:innen abgibt: Demonstration der Lesestrategie durch die Lehrkraft mithilfe der Methode „Lautes Denken“ (Modellierung), gesteuertes Einüben (Scaffolding) und erst dann zunehmend selbstständige Anwendung (Fading). Die kognitiven Lesestrategien werden in drei Kategorien eingeteilt: 

Lesestrategiefächer

LeseNavigator 2.0 
acht Lesestrategien für Sekundar- und Berufsschule von BISS-Transfer und LISUM

Lesepilot
in verschiedenen Sprachen (Tipp: Erstsprache und Deutsch auf Vorder- und Rückseite kombiniert drucken) und Schwierigkeitsstufen mit acht Lesestrategien mit Arbeitsblättern vom Waxmann-Verlag

Lese-Kanu
fünf Lesestrategien auf Strategiekarten aus dem Lese-Sportler-Konzept der Universität Münster in sechs Schwierigkeitsstufen und umfangreichem Material (in den Lese-Sportler-Heften enthalten)

Lese-Klettern
Erweiterung des Lese-Kanus auf 12 Lesestrategien aus dem Lese-Sportler-Konzept der Universität Münster in drei Arbeitsheften

 

Lesen im Fach

Die Vermittlung von Lesekompetenz ist nicht nur Aufgabe des Faches Deutsch. Jede Fachrichtung hat ihre ganz eigene, fachspezifische Herangehens- und Umgangsweise mit Texten. Sachtexte, die fachliches Wissen transportieren, und Aufgabenstellungen sind immer fachspezifisch: Sie nutzen Fachwortschatz, fachtypische Formulierungen, Textformen sowie nicht-lineare Texte (z.B. Abbildungen, Tabellen, Zeichnungen). Jede Fachlehrkraft hat dafür Sorge zu tragen, dass die Schüler:innen mit fachspezifischen Arbeitsmethoden vertraut gemacht werden. Das schließt das Lesen von Fachtexten ein.

Auch zur Leseanimation können alle Fächer beitragen, indem etwa fächerübergreifende Leseempfehlungen zusammengetragen werden. Dort sollten neben erzählender Literatur auch Lektüretipps für altersangemessene Sachbücher zu finden sein.

  • Lesen im Fach 
    Material- und Linksammlung zum Thema bei TaskCards

Leseförderung multimedial

Wir leben in einer multimedialen Welt. Das hat Einfluss auf die Leseförderung. Digitale Tools und Apps können sowohl gewinnbringend eingesetzt werden, um kreativ zu Inhalten zu arbeiten, als auch um Lesefähigkeiten zu trainieren.

Um Kinder und Jugendliche zu einem verantwortungsvollen und angemessenen Umgang mit digitalen Medien zu erziehen, müssen diese Lerngegenstand sein. Das Erkennen von und der Umgang mit Fake News gehören ebenso dazu wie das Trainieren von Recherchekompetenz und die Auseinandersetzung mit digitaler Literatur (z.B. Instapoesie).

Lesende Schule

In allen Lebenssituationen begegnen uns Texte. Wer diese nicht lesen und verstehen kann, kann nur eingeschränkt am gesellschaftlichen und kulturellen Leben teilhaben. Lesen muss in der Schule kultiviert werden und ein selbstverständlicher Teil des Schullebens sein. Systematische Leseförderung sollte sowohl im Unterricht aller Fächer als auch im außerunterrichtlichen Bereich fest verankert werden.

  • Themenschwerpunkt Leseförderung
    zahlreiche Informationen und Links zu unterschiedlichen Schlagworten der Leseförderung (Bildungsportal Niedersachsen)
  • Lesen ist der Schlüssel
    kostenlose Broschüre zum Download (Lisum)
  • Krug, Ulrike und Daniel Nix. Entwicklung eines schulischen Leseförderkonzepts. Ein Praxisleitfaden für alle Schulformen. Hannover: Friedrich Verlag: 2017.
    Grundlagen und praktische Hinweise zum Thema

Praxistipps

In unserer Sammlung an Praxistipps finden Sie zu den unterschiedlichen Bereichen der Leseförderung in der Sekundarstufe I viele praktische Hinweise und Materialien zum direkten Einsatz im Unterricht.

Zusätzliche Informationen zum Thema schulische Leseförderung finden Sie außerdem beim Bildungsportal Niedersachsen.