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Nur eine Lüge, und du bist raus

© Loewe

Tessa und Philipp nehmen an einem mysteriösen Wettbewerb teil, von dem sie niemandem erzählen dürfen. Sie tragen ein Gerät, das jede noch so kleine Lüge oder Unwahrheit registriert. Zu Beginn sind es 100 Teilnehmer:innen, aber schon in den ersten Stunden scheiden viele aus. Denn plötzlich muss man sich genau überlegen, ob man seinen Kolleg:innen „gerne“ etwas aus der Teeküche mitbringt, ob man sich wirklich bedanken will, oder ob es tatsächlich „kein Problem“ ist, gestört zu werden. All diese schnellen Antworten können die Spieler:innen aus dem Wettbewerb befördern. Scandor, so heißt die neue technologische Errungenschaft, die sie testen sollen, besteht aus einem hauchdünnen Draht, einer sensorischen Folie, die um den Unterarm befestigt wird, und einem Display, das immer die aktuelle Anzahl der noch im Spiel befindlichen Teilnehmer:innen anzeigt – und auch spezielle Challenges, bei denen meistens ziemlich viele rausfliegen. 

Tessa und Philipp aber schaffen es mehrere Wochen durchzuhalten und in die Top Ten, die dann in einem großen Landhaus aufeinandertreffen, bis nur noch eine Person übrigbleibt. Diese wird fünf Millionen Euro erhalten, während alle anderen ihren Wetteinsatz einlösen müssen: ihre ganz persönliche Horrorchallenge. Was sich jedoch zwischen den letzten drei Spieler:innen abspielt, wobei Familiengeheimnisse und Tragödien aufgedeckt werden, ist für die einen ein Fluch, für die anderen ein Segen.

Ursula Poznanski, die einen Beststeller im Bereich Jugendbuch nach dem anderen veröffentlicht, schafft es auch in Scandor wieder, die Leser:innen über 400 Seiten in ihren Bann zu schlagen. Die Verknüpfung einer neuen Technologie und wie sie sich auf den Alltag von jungen Erwachsenen auswirkt, ist ein Pageturner. Haben wir uns nicht schon alle mal überlegt, wie es wäre, nichts mehr zu beschönigen, sondern nur noch die reine, mitunter harte Wahrheit zu sagen? In Scandor erfahren die Leser:innen, vor welche Herausforderungen das Tessa und Philipp beruflich und privat stellt. Es regt aber auch zum Nachdenken darüber an, wie wir Sprache in unterschiedlichen sozialen Situationen verwenden. Dieser Roman dürfte auch für Jungen interessant sein und ist eine Bereicherung für jede Schulbibliothek. 

Dieses Jugendbuch ist Teil des diesjährigen Julius Clubs. Kinder ab 11 Jahren können sich ab sofort zum Sommerleseprogramm anmelden und vom 20. Juni bis zum 20. August in einer teilnehmenden Bibliothek in ihrer Nähe mitmachen. Neben insgesamt 100 spannender Bücher zu dem Motto "Julius mischt mit" warten abwechslungsreiche Veranstaltungen und spannende Aktionen.

Ursula Poznanski: Scandor. Bindlach: Loewe, 2024. Ab 14 Jahren.