Die zwei Hunde Lea und Finn langweilen sich. Den Platz im Raum zu wechseln, bringt die beiden nicht weiter. Vielleicht hilft das Verlassen des Raums? Lea schafft den Sprung auf die gegenüberliegende (Buch-)Seite, aber Finns Beine sind zu kurz und er rutscht durch den Spalt in der Mitte (des Buchs). Weil Lea eine echte Freundin ist, springt sie hinterher und landet – Gott sei Dank mit Finn – in einer anderen Welt (oder einem anderen Buch?). So richtig schön ist es da aber auch nicht, also wird beherzt in die nächste Welt gesprungen. Schnell merken Lea und Finn, dass auch die anderen Orte nicht das Gelbe vom Ei sind. Irgendetwas ist eben immer! Also erfolgt der letzte Sprung zurück an den Ausgangsort. Da ist es so herrlich langweilig, meinen die beiden. Noch! Denn die Abwechslung nähert sich schon.
Tom Reeds Bilderbuch ist herrlich amüsant und clever gestaltet. Außer den gelangweilten Hunden und den kleinen Texten befindet sich nichts weiter auf den ersten Seiten. Das verdeutlicht ganz anschaulich, dass nichts los ist und lädt die kleinen und großen Leser:innen dazu ein, sich auf Details in den Zeichnungen zu konzentrieren. Witzig ist etwa, auf wie viele Arten Finn seiner Langeweile körpersprachlich Ausdruck verleiht. Mit dem Sprung in andere Welten ändert sich das „Layout“. Geschickt nutzt Reed Kunstdrucke und zeichnet seine beiden Figuren mitten ins Geschehen. Und plötzlich gibt es auf den Doppelseiten ganz viel zu entdecken (und zu besprechen): Da befindet sich ein Schiff in Seenot, hier blühen prächtige, exotische Pflanzen, später dann wird eine Festung umkämpft und für etwas demonstriert. Wie erholsam erscheinen da auf einmal die blanken Seiten des Anfangs und Endes. Man möchte fast meinen, dass Reed hier ein kleines Plädoyer für die Langeweile versteckt hat.
Ein toller (Vor-)Lesespaß für Menschen ab vier Jahre!
Tom Reed: „Lea und Finn langweilen sich“. Zürich: Dörlemann, 2022. Ab vier Jahre.