Weiter zum Inhalt

Rasante Lektüre über Kickflips und andere Hürden im Leben Jugendlicher (Skater:innen)

© Jacoby & Stuart

„Ich heiße Ari und das ist die Geschichte meiner ersten Liebe. Sie geht nicht gut aus, das sage ich euch gleich. Also wenn ihr auf Happy Ends steht, legt ihr das hier lieber weg und geht euch ein Eis kaufen“. Eine klare Ansage zu Beginn des Buches, die unmittelbar Spannung erzeugt, einen ersten Eindruck der Hauptfigur vermittelt und gleichzeitig den besonderen „Tonfall“ erkennen lässt, in dem die Geschichte erzählt wird.

Ari lebt zusammen mit ihrem Vater in einem Viertel am Rande der Kleinstadt, in dem niemand viel Geld hat. Ihre große Leidenschaft ist das Skaten. Fast täglich trifft sie sich nach der Arbeit mit Teddy, Yasin und Lou im Park, um mit ihnen gemeinsam über die Halfpipe zu jagen und neue Sprünge auszuprobieren. Ari hat ein kumpelhaftes Verhältnis zu den Jungs, zwischen denen sie als einziges Mädchen durch ihre toughe Art nicht nur optisch kaum auffällt. Die Situation ändert sich, als Tom im Park aufkreuzt. Er ist mit seiner Mutter erst vor kurzem in die Stadt gezogen, gutaussehend und ein wahnsinnig begabter Skater. Während die anderen ihn lustig und unterhaltsam finden, stört Ari sich an seiner arroganten Art. Sie kann ihn vom ersten Moment an nicht leiden und macht daraus auch keinen Hehl. Die Lage spitzt sich zu, als Tom kurz nach seinem Erscheinen im Park mit Leyla herumzuknutschen beginnt und damit Yasin, der schon ewig für Leyla schwärmt, in eine „Krise“ stürzt.

Dann allerdings entwickeln sich die Dinge anders als erwartet. In unterschiedlichen Situationen begegnet Ari einem Tom, der in schlechter Verfassung ist und lernt ihn dabei von einer ganz anderen Seite kennen. Sie wird sich bewusst, dass er nicht so oberflächlich ist wie anfangs gedacht, merkt, dass Gefühle im Spiel sind und sie vielleicht doch nicht (nur) auf Frauen steht. Weitere gut eingefangene Charaktere (allesamt Personen, die es im Leben nicht so ganz leicht haben)  bereichern die Geschichte und lassen unterschiedlichste Themen in die Handlung einfließen. Hervorzuheben ist außerdem der Sprachstil. Durch die tagebuchähnliche Erzählweise Aris sowie die humorvollen und temporeichen Dialoge wird der Ton Jugendlicher gut getroffen und eine besondere Atmosphäre geschaffen. Ein Buch, das sich perfekt in einem Rutsch durchlesen lässt und 2024 mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis in der Sparte Jugendbuch ausgezeichnet wurde. Der Arbeitskreis für Jugendliteratur stellt auf seiner Webseite Praxistipps für die Leseförderung zu dem Titel bereit.

Eva Rottmann: Kurz vor dem Rand. Berlin: Jacoby & Stuart, 2023. Ab 13 Jahren.