Wie sage ich meinem besten Freund, dass ich im falschen Körper geboren bin? Wird er mich dann noch mögen oder sich vor mir ekeln? Diese Fragen beschäftigen Morgan an seinem 13. Geburtstag, den er – wie jedes Jahr – mit seinem besten Freund Eric verbringt, der an diesem Tag ebenfalls Geburtstag hat. Morgan traut sich (noch) nicht, sich seinem besten Freund anzuvertrauen. Den Mut dazu aufzubringen, dauert noch lange.
Über sechs Geburtstage hinweg begleitet Meredith Russos Jugendroman „Birthday. Eine Liebesgeschichte“ die beiden Heranwachsenden. Dreh- und Angelpunkte der Handlung sind Morgans Wunsch, ein Mädchen zu sein und das Gefühl zwischen Morgan und Eric, das mehr als nur Freundschaft ist. Jedem neuen Geburtstag ist ein neuer Abschnitt gewidmet, in dem in zwei Unterkapiteln jeweils aus Morgans und Erics Sicht erzählt wird. Und was da erzählt wird, ist beklemmend und stellenweise erschütternd. Morgan, der zwar sich selber eingestehen kann, dass er sich eine Geschlechtsangleichung wünscht, kann diesen Wunsch nicht nach außen tragen. Zu sehr fürchtet er die Reaktionen innerhalb seines sozialen Netzes. Er hat Angst davor, Eric zu verlieren und seinen Vater zu enttäuschen, der noch immer mit dem Tod seiner an Krebs erkrankten Frau ringt. Statt seinem Wunsch nachzugehen, beugt sich Morgan den Anforderungen seiner Umwelt. Das gipfelt darin, dass er unerbittlich seinen Körper trainiert, um den stereotypen Anforderungen an einen männlichen Körper zu genügen. Eric hingegen spürt, dass sein Freund eine Last mit sich herumträgt, bringt es aber auch nicht über sich, ihn darauf anzusprechen. Er ist viel zu sehr von seiner Anziehung und seinen Gefühlen gegenüber Morgan irritiert und verunsichert. Dennoch geben Morgan und Eric einander nie auf. Aber es muss erst zum vollständigen Zusammenbruch Morgans kommen, bevor alle den Mut zur Wahrheit aufbringen.
Die Authentizität und die Intensität des Romans kommen nicht von ungefähr. Die Autorin selbst ist Transfrau und hat durchlebt, was sie in dieser Geschichte so eindrücklich rüberbringt. Welche Auswirkungen die kontinuierliche Unterdrückung der eigenen Identität und Wünsche mit sich bringen, vermag der Roman eindringlich zu erzählen. Schon deswegen sei er jedem jungen Menschen ans Herz gelegt.
Meredith Russo: Birthday – Eine Liebesgeschichte. Bindlach: Loewe, 2021. Ab 14 Jahren.