Benno wurde von einem Hund gebissen. Seitdem hat er Angst, vor die Tür zu gehen. Der Schulweg wird zur Qual, weil er hinter jeder Ecke den nächsten bissigen Hund erwartet. Manchmal ist die Angst so groß, dass Benno vorgibt, krank zu sein. Und dann schafft sich Herr Konrad auch noch einen Hund an. Immer wenn Benno am Zaun entlanggeht, bellt Freddie wie verrückt. Eines Tages steht auch noch die Pforte zum Garten auf und Benno rechnet fest damit, dass Freddie ihn nun anfallen wird. Aber es passiert genau das Gegenteil: Freddie verkriecht sich unter einem Busch. Es stellt sich heraus, dass er als junger Hund misshandelt wurde und deswegen unfassbare Angst vor fremden Menschen hat. Sein Bellen ist nur heiße Luft. Benno erkennt in Freddie eine verwandte Seele und beschließt, Freddie (und damit auch sich) zu helfen.
Jutta Nymphius und Volker Fredrich gelingt ein ganz wunderbares Buch. Es ist berührend, Benno dabei zu begleiten, wie er seine eigene Angst verarbeitet, um dem völlig verängstigten Freddie bei der Überwindung seines Traumas zu helfen. Im wahrsten Sinne des Wortes nähern sich die beiden Schritt für Schritt an und am Schluss wird aus Freddie, der Bestie, Bennos „bestie“.
Dass die Geschichte abwechselnd in Text und Bildern erzählt wird, ist besonders wertvoll. Zum einen erleichtert dies den Leseprozess, insbesondere für schwache Leser:innen. Zum anderen vermögen Bilder manchmal einen Sachverhalt ganz eindrücklich darzustellen. So verhält es sich zum Beispiel, als Bennos Angst vor einem Hund illustriert wird: eine fiese Hundefratze in Bennos Bauch. Da braucht es keine weiteren Worte!
Die Geschichte vermittelt einfühlsam, dass hinter manch einem Getöse und manch einer „Anstellerei“ eine sensible, verletzte Seele steckt, die aber mit Geduld und Fingerspitzengefühl geheilt werden kann. Eine klare Leseempfehlung!
Jutta Nymphius und Volker Fredrich: „Bennos Bestie“. München: Tulipan Verlag, 2023. Ab 8 Jahren.