Ideen zur Textvorentlastung

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, einen Text vorzuentlasten, um schon vor der Textbegegnung schwer zu lesende/neue Wörter wie Komposita (z. B. bei Kindern mit Leseschwierigkeiten) oder Wörter, die wichtig für das Textverständnis sind und zusätzlich inhaltlich geklärt werden müssen, zu üben bzw. zu klären und somit den eigentlichen Lesevorgang zu erleichtern.

Das 1-Cent-Spiel

Idee: Müller, Frank: Lesen und kreatives Schreiben. Die Freude am Wort wecken. Weinheim: Beltz, 2007 (Pädagogik Praxis)

Material

Spielpläne, 1-Cent-Münzen, ggf. Zettel, Stifte

Ablauf

Die Wörter, die vorentlastet werden sollen, werden in die Spielpläne eingetragen. Jeweils zwei Schüler:innen erhalten einen Spielplan und eine Münze.

Schüler:in 1 lässt die Münze auf den Spielplan fallen. Landet die Münze direkt auf einem Feld, liest Schüler:in 2 das Wort aus dem Feld vor.
(Alternative: schreibt das Wort auf ein Blatt /ins Heft.)

Landet die Münze auf einer Linie zwischen zwei Feldern, werden beide angrenzenden Wörter vorgelesen. Landet die Münze auf einer Kreuzung zwischen vier Feldern, werden die vier angrenzenden Wörter vorgelesen. (Alternative: aufschreiben)

Dann werden die Rollen getauscht.

Das Bewegungs-Silben-Spiel

Material

Wortkärtchen mit Wörtern in unterschiedlicher Silbenanzahl; Platz (Flur o.ä.) wird benötigt

Ablauf

Wortkärtchen mit den Wörtern, die vorentlastet werden sollen, werden vorbereitet und die Klasse wird in 3er/4er-Gruppen eingeteilt. Die Gruppenmitglieder stellen sich jeweils nebeneinander und harken sich ein. Alle Gruppen stellen sich nebeneinander auf eine Linie.

Ein Gruppenmitglied zieht eine Karte, liest das Wort laut vor, nennt nach Absprache in der Gruppe die Silbenanzahl. Unbekannte Wörter werden dabei geklärt. Dann darf die Gruppe entsprechend der Silbenanzahl die gleiche Schrittzahl nach vorne gehen. Welche Gruppe ist zuerst an einem Zielpunkt?

Menschen-Memory

Idee: Energizer Lions Quest

Material

Wortkärtchen mit zusammengesetzten Nomen nach Wortanfang und -ende auf getrennten Karten (z. B. [Geh] [Steig])

Ablauf

Zwei bis vier Schüler:innen werden als Spieler:innen ausgewählt und die Wortkarten an die übrigen Schüler:innen verteilt, die sich als lebendige Memory-Karten im Raum verteilt aufstellen. Die Spieler:innen können nun gegeneinander Memory spielen, indem sie jeweils zwei „Memory-Menschen“ mit Namen aufrufen, die dann jeweils ihr Wort auf der Karte sagen.

Lässt sich aus beiden ein zusammengesetztes Wort bilden, stellen sich die Memory-Menschen dazu und es darf weiter geraten werden. Die erratenen Wörter können zusätzlich an die Tafel geschrieben werden. Wenn die Karten kein zusammengesetztes Nomen bilden, ist der:die nächste Spieler:in an der Reihe.

Es gewinnt, wer am Ende am meisten richtige Memory-Paare gefunden hat. Zum Schluss werden alle Wörter gemeinsam vorgelesen.

Silbenspiel

Ablauf

Zwei- oder drei-silbige Wörter werden in Einzelsilben an zwei oder drei Tafelabschnitte geschrieben. Dann verbinden die Schüler:innen nacheinander Silben mit Kreide und setzen so je ein Wort zusammen. Fehler können verbessert werden, während der Übung wird aber nicht gesprochen. Am Ende werde alle Wörter laut/gemeinsam vorgelesen.

Diese Übung kann später von den Schüler:innen selber vorbereitet und durchgeführt werden. Anstatt auf die Tafel können die Silben auch auf Karten geschrieben und im Sitzkreis ausgelegt werden.

Suchsel

Unter https://www.suchsel.net/ können kostenlos mit sehr wenig Aufwand Arbeitsblätter mit Wortgittern erstellt werden. Die können auch für vorzuentlastende Wörter in mehreren Schwierigkeitsstufen verwendet werden. 

Arbeit mit Paralleltexten

Für ungeübte Leser:innen ist es vor dem Lesen eines langen Textes hilfreich, wenn sie zu den Textabschnitten jeweils eine einfache Zusammenfassung in 1-2 Sätzen und ein passendes Bild erhalten. Die Kurztexte werden gelesen und die Bilder zugeordnet. Anschließend versucht der:die Schüler:in alles in eine sinnvolle Reihenfolge zu bringen und überlegt sich eine passende Überschrift für den Gesamttext. Erst danach wird der Originaltext ausgehändigt und Abschnitt für Abschnitt gelesen. Der Paralleltext und die Bilder können entsprechend zugeordnet werden.

Wort-Twister

Auf einer Twistermatte werden Wörter aus einem Text/Buch auf die Farbpunkte geklebt. Es kann nun eine Farbe genannt werden, das Kind muss das jeweilige Wort vorlesen und das Feld mit Hand oder Fuß „besetzen“. Anschließend ist das nächste Kind an der Reihe. Man darf nicht mit anderen Körperteilen aufkommen oder die belegten Felder verlassen. Wer es schafft, mit beiden Händen und Füßen Felder zu bedecken, hat gewonnen. Als Variante können auch Wörter von der Spielleitung genannt werden und das Kind muss schnell auf das Feld hüpfen.

Wörterbingo

Die Liste mit Wörtern, die zur Vorentlastung ausgewählt wurden, wird laut vorgelesen und die Bedeutungen werden geklärt. Die Kinder tragen in ein Bingo-Blankofeld (z.B. 4x4 Felder) die vorgegebenen Wörter willkürlich in den Spielplan ein (pro Feld ein Wort). Anschließend werden Wörter aus der Liste von der Lehrkraft genannt, die die Schüler:innen jeweils in ihrem Bingoplan ankreuzen. Wer drei Wörter horizontal, vertikal oder diagonal ankreuzen konnte, ruft „Bingo“ und gewinnt.

Weitere Möglichkeiten der Textvorentlastung

• Assoziogramm (z. B. Wortigel) zur Vorentlastung eines Themas anlegen (zu einem Begriff Wörter finden, die den Schüler:innen einfallen, z.B.  „Hunde“ -> Futter, Fellpflege, Hundeschule, Welpen, …)
• Überschrift berücksichtigen: Vermutungen über den Inhalt anstellen (Vorwissen abrufen)
• schwierige/möglicherweise unbekannte Wörter vorher...
  • erklären (Plenum/Partner- oder Gruppenarbeit)
  • nachschlagen lassen
  • als Memory zur Verfügung stellen: Bilder und Wortkärtchen zuordnen lassen
  • ein Wortposter aufhängen und eine Abfrage durchführen (Welches Wort kennst und benutzt du? Welches hast du schon einmal gelesen oder gehört? Welches kennst du gar nicht?)
• Schlüsselwörter schon vorher im Text
  • markieren
    • unterstreichen
  • am Seitenrand oder in einem Glossar erklären.
  • Ein Glossar zu Schlüsselwörtern ergänzen: In einer dreispaltigen Tabelle stehen in der ersten Spalte „Wort“ die Wörter für die Vorentlastung. Den Spalten „Erklärung“ und „Bild“ werden vorbereitete Kärtchen zugeordnet.
• wichtige Figuren/Begriffe des Textes in Form von Gegenständen, Abbildungen oder Wortkärtchen mitbringen, darüber sprechen (worum könnte es in einem Text gehen, in dem diese Gegenstände/Begriffe vorkommen?), einige der genannten Begriffe schriftlich festhalten
• Textanfang vorlesen, antizipieren lassen: Wie könnte es weitergehen?