Digitale soziale Lese-Orte: #BookTok, #Bookstagram, #Wattpad und Co

Die hier vorgestellten Social-Media-Plattformen sind aus Datenschutz- und anderen Gründen (Fake News, Hassbotschaften etc.) sehr umstritten. Da sie bei jugendlichen Leser:innen beliebt sind, stellen wir sie und ihre Potentiale in diesem Zusammenhang dennoch vor. Bei einem Einsatz in der schulischen und außerschulischen Leseförderung sollte auf jeden Fall eine Thematisierung der Risiken erfolgen.
Mit der Website Zeoob.com bietet sich zudem die Möglichkeit, Posts zu generieren, die von ihrem Design und Aufbau identisch mit Posts auf bekannten sozialen Plattformen sind, aber offline und ohne Anmeldung funktionieren.

#BookTok

Die Videoplattform TikTok steht bei Jugendlichen im Alter von 12 bis 19 Jahren mit 46% an 3. Stelle bei der Nutzung von sozialen Plattformen (JIM-Studie 2021). Unter den Hashtags #booklove, #bookshelf oder #booktok treffen sich junge Leser:innen und tauschen sich über Bücher aus. TikTok zeigt viele Möglichkeiten auf, selbst kreativ zu werden: Buchvorstellungen in Form von Filmsequenzen können mit Musik unterlegt werden und geben so die Stimmung einer Geschichte wieder. Darüber hinaus ist TikTok eine Plattform, die vom Austausch lebt: Man kann mit Leser:innen in Kontakt treten. Dieser „Sharing-Effekt“ macht Lesen zu einer sozialen Tätigkeit, die aus der Vereinzelung herausführt. Bücher können weiterempfohlen werden, man holt sich selbst Lesetipps oder nimmt an einer der Lese-Challenges teil. Weiterhin sind viele Jugendbuchverlage hier präsent.
#BookTok ist somit
• eine Quelle für Anregungen, wie Lesen attraktiv gestaltet werden kann.
• eine Quelle für Bücher, die Jugendliche interessieren.
• ein Fundort für beispielhafte Filmsequenzen/Clips zu Büchern.

Folgende Praxisideen zu diesem Trend sind denkbar

• #BookTok-Regale in Bibliotheken präsentieren: aktuelle Hits mit dem Aufkleber #BookTok versehen und in einem Regal aufstellen, Bücher nach Farben sortieren (hier ein Beispiel)
• eigene Clips zu Büchern erstellen
• Hashtags zu Büchern erstellen und Bücher zu einem Thema zusammenstellen
• analoge Challenges erstellen lassen bzw. anbieten: 12 Bücher im Jahr lesen, in jedem Monat ein Buch zu einem anderen vorgegebenen Thema lesen, in 24 Stunden so viel lesen wie möglich …
• Ein Beispiel für eine analoge Challenge ist hier zu finden.
• Buch-Influencer:innen einladen und interviewen

#Bookstagram

Bookstagram ist eine Community auf der Social-Media-Plattform Instagram, die sich mit Büchern und dem Lesen beschäftigt. Auf Bookstagram erstellen Nutzer:innen Bilder und Videos von Büchern, die sie gelesen haben oder die sie empfehlen möchten, sowie von ihren Lesegewohnheiten und -erfahrungen. Buch-Influencer:innen haben sehr viele Follower und sind manchmal auch selbst Autor:innen. Unter #Youngbookstagram versammelt sich eine Community U18. Bei Jugendlichen liegt Instagram mit 58% regelmäßiger Nutzung (JIM-Studie 2021) zwar noch auf dem zweiten Platz der Social-Media-Nutzung von Jugendlichen, ein Abwärtstrend zeichnet sich jedoch ab.

#Wattpad

Wattpad ist eine E-Book-Plattform für Schreibende auf der ganzen Welt. Es gibt die Möglichkeiten, als Autor:in eigene Geschichten zu veröffentlichen und die anderer zu lesen. Wattpad ist für Jugendliche aus mehreren Gründen attraktiv. Es ist eine Plattform für Fan-Fiction, durch die Kommentarfunktion ist ein Austausch über Literatur und sogar mit den Schreibenden möglich, Jugendliche finden hier Geschichten in ihren Herkunftssprachen und es gibt Möglichkeiten, selbst kreativ zu werden. Zum Beispiel gibt es Tools für die Gestaltung eigener Cover. 
Belletristica ist eine ähnliche Plattform wie Wattpad, die in Österreich entwickelt wurde. Mit der Angabe der geschätzten Lesedauer und kurzen Texten ermöglicht sie einen niedrigschwelligen Einstieg für Jugendliche.

Literatur

Hanno Koloska: Lesen ist Austausch. Über junges Lesen im Netz und literarisches Schreiben auf Plattformen. In: Büchereiperspektiven 2 (2022). S. 18–19.
Pascal Schiebenes: Social Media auch ohne Anmeldung nutzen. In: Praxis Deutsch (2023). H. 298. S. 61.
Weiterführende Literatur unter https://www.alf-hannover.de/lesekalender-2024
Dokumentation der Herbstakademie 2023 zum Thema: #lesen – Jugendliche für das Lesen begeistern